30.05.2017

"Das ausgewogene Theorie-Praxis-Verhältnis macht das Lernen leicht."

Interview mit Jennifer Stahl – Quereinsteigerin im Modellversuch OptiPrax in Bayern.

Foto: privat.

Jennifer Stahl, 22, ist gelernte Schneiderin und absolviert derzeit ihre Ausbildung zur Erzieherin im bayerischen Modellversuch OptiPrax.

Sie haben sich als Berufswechslerin für die Teilnahme am Modellversuch OptiPrax entschieden. Was war Ihre Motivation sich für diese Form der Erzieher/innenausbildung zu entscheiden?

Nachdem ich mich während meiner Tätigkeit als Schneiderin dazu entschieden habe, einen neuen Weg als Erzieherin einzuschlagen, habe ich mich nach Ausbildungsmöglichkeiten informiert (hauptsächlich durchs Internet) und bin dadurch auf das OptiPrax-Modell gestoßen. Ich fand ab dem ersten Moment, dass dieses Modell perfekt für mich passt, da die verkürzte Ausbildungsdauer und die Vergütung das Modell attraktiv machen. Nachdem man schon einen Beruf ausgelernt hat, nimmt man eher eine dreijährige Ausbildung in Kauf als eine Ausbildung, die fünf Jahre dauert. Auch die Vergütung, die in diesem Modell gegeben ist, ist für Quereinsteiger ein schlagendes Argument, da es schwierig ist, nach einiger Zeit im Berufsleben und laufenden Kosten in eine unbezahlte Ausbildung einzusteigen. Ich habe auch einige Klassenkameradinnen, die bereits Kinder haben und denen es auch nur durch die Vergütung möglich ist, den Schritt in eine neue Ausbildung zu wagen. Unterstützt in meiner Entscheidung wurde ich sowohl von Freunden als auch von meiner Familie.

Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen im ersten Ausbildungsjahr in der OptiPrax-Ausbildung?

Jetzt, gegen Ende des 1. Ausbildungsjahres, bin ich nach wie vor froh, die Chance bekommen zu haben, am OptiPrax-Modell teilnehmen zu dürfen und bin grundsätzlich sehr zufrieden. Zu den Vorteilen zähle ich auf jeden Fall, die ausgewogen aufgeteilte Anzahl an Praxis- und Schultagen. Durch diese Aufteilung ist es sehr leicht, Theorie unmittelbar in der Praxis anzuwenden und aktuelle Erlebnisse in der Einrichtung im Unterricht zu reflektieren. Auch mit der Höhe der Vergütung bin ich persönlich sehr zufrieden und halte sie für angemessen. Da an dem OptiPrax-Modell mehrere Träger teilnehmen, gibt es auch teilweise verschiedene Regelungen, die in der Klasse mancherorts für viel Verwirrung, aber auch für Unmut sorgen. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass sich dies in den kommenden Jahren/Jahrgängen immer mehr verbessern wird, da auch ein ständiger und effektiver Austausch zwischen Studierenden und Trägern/Schule zum Modell stattfindet.

Würden Sie diese Form der Ausbildung weiterempfehlen? Welche Perspektiven ergeben sich für Sie?

Ich kann nur jedem raten, der die Vorraussetzungen erfüllt, sich für die OptipPax-Modell-Ausbildung zu entscheiden! Ich persönlich bin im 1. Jahr in einer Kinderkrippe eingesetzt und fühle mich in diesem Bereich sehr wohl und kann mir nach meiner bisherigen Erfahrung gut vorstellen, nach meiner Ausbildung im Krippenbereich zu arbeiten. Allerdings bin ich offen und freue mich schon auf die Erfahrungssammlung und den Einblick im nächsten Jahr im Kindergarten und im letzten Jahr in einem Hort bzw. in der Jugendarbeit. Ich denke, ich werde mich erst nach Beendigung der Ausbildung festlegen können.