„Bildungsgerechtigkeit beginnt bereits in Krippen und Kitas“
Gemeinden und Städte erhielten so dringend notwendige finanzielle Entlastungen. Der Kommunalpakt Plus rücke zudem den Fokus auf bildungspolitische Notwendigkeiten im frühkindlichen Bereich, wie die Entlastung der Eltern, die weitere Schaffung von Plätzen und mehr Qualität in der Bildung und Betreuung.
„Der Vorschlag von Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, einerseits die Kreise bei den Kita-Personalkosten zu unterstützen und andererseits die Elternbeiträge deutlich stärker als geplant zu senken, würde sich positiv auf die Bildungsgerechtigkeit im Saarland auswirken. Die Kommunen haben in den vergangenen Jahren beim Ausbau der Betreuungsplätze enorme Kraftanstrengungen vollbracht. Wir haben zusammen seit 2012 rund 80 Prozent mehr Krippenplätze geschaffen und trotz des Ausbaus an Betreuungsplätzen und Ganztagsangeboten die Personalausstattung halten können. Wir brauchen aber weitere Investitionen in der frühkindlichen Bildung und Betreuung. Viele Kommunen können diese aber nicht mehr stemmen. Durch den Kommunalpakt Plus könnten Kommunen wieder größere Handlungsspielräume erhalten. Die Bildungschancen von Kindern dürfen weder vom Geldbeutel ihrer Eltern noch von der Kassenlage ihrer Gemeinden abhängen“, sagt Bildungsminister Ulrich Commerçon.
Der Ausbau der Kapazitäten in den Krippen und Kindergärten war eine der Hauptanstrengungen der letzten Jahre: Durch gestiegene Geburtenzahlen und Zuwanderung besuchen heute fast 4000 Kinder mehr als 2012 eine saarländische Kindertageseinrichtung. Krippen wurden gebaut, Kitas saniert, Personal neu eingestellt und Erzieherinnen und Erzieher aus- und fortgebildet. Im Krippenbereich beläuft sich die Abdeckung mit Betreuungsplätzen heute auf rund 30 Prozent und soll weiter auf 40 Prozent gesteigert werden. Zum Vergleich: 2008 gab es im Saarland lediglich 2600 Krippenplätze. 2018 wurden von den Jugendämtern bereits 6.658 gemeldet.
Der Ausbau der Kapazitäten ging mit einem gesteigerten Fachkräftebedarf einher. In den vergangenen Jahren wurden die Ausbildungskapazitäten deutlich erhöht. Heute entscheiden sich 40 Prozent mehr junge Menschen als noch im Jahr 2012 dafür, sich im Saarland zur Erzieherin oder zum Erzieher ausbilden zu lassen. Als nächsten Schritt muss die inhaltliche Modernisierung der Ausbildung vorangetrieben werden. Die Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher muss an Attraktivität gewinnen.
Seit dem Studienjahr 2011/12 gibt es außerdem an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) den berufsbegleitenden Studiengang „Pädagogik der Kindheit“ (BA). Gab es 2008 lediglich 83 Fachkräfte mit Hochschulabschluss, waren es im Jahr 2017 bereits 186.
Doch Investitionen in Personal und Infrastruktur allein bringen noch keine Bildungsgerechtigkeit: „Während Schulen und Universitäten beitragsfrei sind, zahlen Eltern für die Betreuung ihrer Kinder in Krippen und Kindergärten sehr viel Geld. Bildungsgerechtigkeit beginnt aber bereits hier. Krippen und Kitas sind heute keine Betreuungsanstalten mehr, sondern wichtige Bildungsinstitutionen. Doch nirgendwo in Deutschland empfinden Eltern die finanzielle Last für die Betreuung ihrer kleinen Kinder so stark wie im Saarland. Deshalb hat die Landesregierung vereinbart, die Elternbeiträge schrittweise abzuschaffen. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Entlastung der Eltern um 25 Prozent soll im Zuge des Kommunalpakt Plus deutlich erhöht werden: Bis zum Jahr 2022 könnten so Eltern und Erziehungsberechtigte 50 Prozent weniger Kita-Beiträge zahlen. Als Bildungsminister kann ich diesen Vorschlag nur unterstützen“, sagt Ulrich Commerçon.
Derzeit werden im Saarland auch neue Qualitätsstandards in Krippen und Kindergärten gesetzt. Das neue Bildungsprogramm, das in diesen Tagen in Regionalkonferenzen den Fachkräften, Jugendämtern und Trägern vorgestellt wird, gilt für die nächsten Jahre als verbindlicher Orientierungsrahmen für die pädagogische Arbeit in den saarländischen Krippen und Kindergärten.
„Natürlich hätte auch ich gern noch mehr Personal für alle Bereiche. Wir setzen deshalb große Hoffnung in das „Gute-Kita-Gesetz“ des Bundes. 3,5 Milliarden Euro sollen bis 2021 für Gebührenentlastungen, bessere Betreuungsschlüssel, Qualifizierung von Erzieherinnen und Erziehern und Sprachförderung an die Länder fließen. Dem Saarland stehen davon rund 20 Millionen Euro zu. Der gerne ins Zentrum der Diskussion gestellte Personalschlüssel ist aber nicht das einzige Merkmal für die Strukturqualität einer Einrichtung. Aspekte wie Leitungsfreistellungen und überwiegend vollzeitbeschäftige Fachkräfte haben einen nachhaltigen Einfluss auf die pädagogische Qualität – und in beiden Bereichen ist das Saarland bundesweit weit vorne mit dabei“, so Kultusminister Ulrich Commerçon abschließend.
Quelle: Pressemeldung aus dem Ministerium für Bildung und Kultur Saarland vom 28.08.2018