22.09.2015

Baden-Württemberg

Großer Gewinn für das Berufsfeld

Foto: privat

Seit dem Schuljahr 2012/2013 ist in Baden-Württemberg eine vergütete praxisintegrierte Erzieher/innen-Ausbildung (PIA) möglich. Der Zuspruch hat sich seit Beginn 2012/13 jährlich gesteigert. An den Fachschulen für Sozialpädagogik haben zuletzt im Schuljahr 2014/15 mehr als 1.300 Schülerinnen und Schüler diese Ausbildungsform begonnen. Damit steigt die Zahl der PIA-Ausbildungsplätze weiter an. Erste Auswertungen zeigen, dass es auch gelingt, neue Zielgruppen für das Berufsbild Erzieher/in zu gewinnen. Dazu zählen beispielsweise Abiturienten und Personen, die bereits eine Erstausbildung abgeschlossen haben. Zentrales Moment der dreijährigen Ausbildung ist ein regelmäßiger Wechsel von Theorie- und Praxisphasen sowie eine monatliche Vergütung von rund 800 Euro pro Monat ab dem ersten Ausbildungsjahr.

Wir haben Anette Krause, Referentin für Sozialpädagogik und Pflege des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, um eine Einschätzung dieser Ausbildungsform gebeten.

Welche besonderen Ressourcen stecken aus ihrer Perspektive in der praxisintegrierten Erzieher/innen-Ausbildung?

Wenn Sie von besonderen Ressourcen sprechen, ist zu allererst die Ausbildungsvergütung zu nennen, die von den Trägern bereitgestellt wird. Wie in der tradierten Erzieherinnen- und Erzieherausbildung, stellen die Träger auch bei der praxisintegrierten Ausbildungsform die Ressourcen für die Anleitung der Schülerinnen und Schüler in den Einrichtungen zur Verfügung. Das Land finanziert den schulischen Teil der Ausbildung, inklusive des Teils der praktischen Ausbildung, der durch die Fachschulen für Sozialpädagogik erfolgt. Aus einer Befragung der Schülerinnen und Schüler, die eine praxisintegrierte Erzieherinnen- und Erzieherausbildung absolvieren, wissen wir, dass sie sich stärker in das Team eingebunden fühlen und die Einrichtung auch höhere Erwartungen an die Schülerinnen und Schüler stellen.

Gibt es auch Stolpersteine und Herausforderungen? Wenn ja, wie sehen die aus?

Grundsätzlich wird die praxisintegrierte Erzieherinnen- und Erzieherausbildung von allen Akteuren positiv bewertet. Eine zentrale, vielleicht auch die zentralste inhaltliche Herausforderung ist die passgenaue Verknüpfung von theoretischen und praktischen Ausbildungsinhalten. Was so einfach klingt, stellt sich vor Ort als komplexe Herausforderung dar. So haben unterschiedliche Träger unterschiedliche Vorstellungen bezüglich der zeitlichen und inhaltlichen Organisation von theoretischer und praktischer Ausbildung. Da Schulen in der Regel mit verschiedenen Trägern zusammenarbeiten, ist es nicht möglich, jedem Wunsch eines Trägers diesbezüglich zu entsprechen. Zudem werden nicht alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse zum gleichen Zeitpunkt in der pädagogischen Arbeit mit einer bestimmten Altersgruppe ausgebildet.

Für die Anleitung der Schülerinnen und Schüler in der Praxis stellen die Träger von Kindertageseinrichtungen zeitliche Ressourcen bereit. Die Entscheidung, in welchem Umfang diese bereitgestellt werden, obliegt dem jeweiligen Träger. Manche Anleiterinnen und Anleiter wünschen sich für die Anleitungstätigkeit im Rahmen der praxisintegrierten Erzieherinnen- und Erzieherausbildung ein größeres Zeitbudget.

Vor welchen bildungspolitischen Herausforderungen steht die Erzieher/innenausbildung in Baden-Württemberg Ihrer Meinung nach? Wie werden Sie darauf reagieren?

Die praxisintegrierten Erzieherinnen- und Erzieherausbildung wurde mit dem Ziel eingeführt, neue Personengruppen für eine Erzieherinnen- und Erzieherausbildung zu motivieren. Dieses Ziel wurde bisher erreicht. Die praxisintegrierte Ausbildungsform spricht verstärkt Personen mit höheren allgemeinbildenden Schulabschlüssen wie Fachhochschulreife und Abitur sowie Personen mit bereits absolvierter anderer Berufsausbildung oder absolviertem Studium an. Dies werten wir als großen Gewinn für das Berufsfeld der Kindertagesbetreuung.

Nun kommt es darauf an, attraktive Arbeitsbedingungen für die Absolventinnen und Absolventen zu schaffen, damit diese eine berufliche Perspektive im Berufsfeld der Kindertagesbetreuung sehen. An dieser Stelle sind attraktive Arbeitsverträge und interessante Personalentwicklungskonzepte erforderlich.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

www.ls-bw.de/bildungsplaene/beruflschulen/bk/bk_entw/fssozpaed/HR_Verzahnung_Erzieher_finale%20Fassung.pdf | Handreichung zur Verzahnung von theoretischen und praktischen Ausbildungsinhalten, herausgegeben vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg.