05.06.2018

Schule und Kita nähern sich an – Ein Modell für die Zukunft

Gökhan Aydemir und Katharina Dolny sind Quereinsteigende im ESF-Bundesmodellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“*. Obwohl sie viel gelernt haben, freuen sie sich auf ihr Ausbildungsende. Reportage aus Dortmund

Foto: Romina Grabiak und Gökhan Aydemir. Copyright: Koordinationsstelle "Chance Quereinstieg"

Gökhan Aydemir ist immer in Bewegung, er geht zur Wippe, weiter zur Schaukel, stößt Melanie an, geht zum Klettergerüst, gibt Simba Hilfestellung, die Sprossen zu erklimmen. Dann setzt er sich in den Sandkasten, nimmt eine Schaufel in die Hand und motiviert Ayshe, Mirna und Kemal, eine Sandburg zu bauen. Währenddessen kommt Sylvie auf ihn zugerannt, ein Förmchen in der Hand und bietet ihm Sand-Eis an. „Mmmmhhhh“, sagt Gökhan Aydemir, kippt das Förmchen aus, gibt ihr das leere zurück. Dann baut Gökhan Aydemir weiter an der Sandburg, hat dabei aber gleichzeitig das Geschehen um ihn herum fest im Blick.

Es ist Freispiel im AWO-Kindergarten „Lummerland“ FZ Gahmen in Lünen, die kleinen „Drachen“ und „Piraten“ der beiden Gruppen toben auf dem Spielplatz, fahren auf der gepflasterten Terrasse mit Dreirad und Kettcar, die Erzieher und Erzieherinnen beobachten das Spiel. Romina Grabiak, Abwesenheitsvertreterin der Einrichtung, bückt sich, hebt ein Insekt auf und ruft „Ein Tausendfüßler“, die Kinder scharren sich um sie und schauen sich das krabbelnde Tier interessiert an.

Elf Nationen im Lummerland in Unna

45 Kinder aus elf Nationen besuchen die Kita Lummerland. Ihre Wurzeln sind türkisch, rumänisch, polnisch, russisch – um nur einige kulturelle Hintergründe zu nennen. Sie kommen aus allen sozialen Schichten, haben verschiedene Religionen, seit kurzem gehören auch Kinder aus syrischen Flüchtlingsfamilien zur kleinen Gemeinschaft. „Wir sind eine Sprachkita“, sagt Romina Grabiak. „Wir machen das Thema Sprache präsent.“

Polnisch, türkisch, russisch, spanisch …

Auch die Kollegen und Kolleginnen sprechen polnisch, englisch und türkisch – so wie Gökhan Aydemir, der 2015 als Quereinsteiger in die Kita gekommen ist. In den ersten beiden Jahren seiner Ausbildung arbeitete er an zwei Tagen die Woche, jetzt im dritten Jahr ist er an vier Tagen in der Woche in der Kita und somit eine wichtige Unterstützung in der täglichen Arbeit mit den zwei- bis sechsjährigen Kindern. Angestellt ist er bei der AWO Unterbezirk Unna. In diesem Teil des Landes sammeln die Quereinsteigenden des ESF-Bundesmodellprogramms „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ Erfahrungen in Kindertageseinrichtungen in Trägerschaft der AWO Bezirksverband Westliches Westfalen und FABIDO (Eigenbetrieb der Stadt Dortmund), Kooperationspartner der schulischen Ausbildung ist das Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg in Dortmund.

Ein Kollege, der drei Jahre lang bleibt

„Mit Gökhan Aydemir haben wir einen tollen Kollegen bekommen“, sagt Romina Grabiak, die mit ihm in der Piratengruppe arbeitet und seine Praxisanleiterin ist. Für sie war es etwas Besonderes, den ersten Quereinsteiger als Auszubildenden in der Kita und in ihrer Gruppe zu haben. „Ich habe das Programm von Anfang an begrüßt“, sagt sie. „Aber ich hatte auch Befürchtungen, einen neuen Mitarbeiter in unser Team aufzunehmen, das fünf Jahre lang aufeinander eingespielt war.“ Anders als Praktikanten und Praktikantinnen aus der vollzeitschulischen Ausbildung sollte ein Kollege hinzukommen, der drei Jahre lang bleiben wollte. Zudem ein Kollege, der schon eine Ausbildung hatte, und ein wenig älter war als sie selber. „Ich hatte Bedenken, dass es für mich schwierig sein könnte, einen Älteren anzuleiten“, erinnert sie sich. „Aber wir haben von Anfang an geklärt, dass es hier nicht um Alter geht, sondern um Erfahrung.“

Gestandene Persönlichkeiten – Fachliche Unterstützung

Ihre Kolleginnen bereitete sie in einem Gespräch auf den neuen Kollegen vor. „Man braucht eine gewisse Offenheit, um jemanden in eine kleine Acht-Stunden-Gruppe reinzubringen.“ Man müsse sich darauf einstellen, dass die älteren Auszubildenden alle schon einen Weg hinter sich haben, viele Vorerfahrung mitbringen und „ein Privatleben haben, das ihnen immer wieder im Nacken hängt“. Man habe es mit gestandenen und gefestigten Persönlichkeiten zu tun – mit familiären und privaten Verpflichtungen. Und sei es, jeden Monat die Miete zusammenzubekommen.

Nach drei Jahren ist auch Romina Grabiak um einige Erfahrungen reicher. „Es ist bereichernd mit Menschen zu arbeiten, die schon Lebenserfahrung mitbringen“, sagt sie. „Ich traue ihm mehr zu als 17-Jährigen, weil er einfach schon mehr erlebt hat.“ Er sei eher Kollege als Praktikant. Aber dennoch habe sie nie aus den Augen verloren, dass Aydemir auch Lernender sei, der fachliche Unterstützung brauche.

Die Studierenden lernen heute andere Sachen

Gökhan Aydemir teilt sich alle Aufgaben mit seinen Kollegen und Kolleginnen, er wickelt, macht Toilettentraining, spielt, bastelt, liest vor. „Ich habe zwei eigenen Gruppen, mit denen ich trommle und Sport treibe“, sagt er, der 16 Jahre lang selber Handball gespielt hat. Er schätzt es, eigene Projekte in der Kita selbstständig umsetzen zu können. „Er ist Vorbild für Mädchen und Jungen gleichermaßen“, sagt Romina Grabiak. Zudem profitiere die Kita davon, dass Aydemir als gelernter Verfahrenstechniker handwerklich sehr geschickt sei. So hätten sie schon gemeinsam mit den Kindern unter seiner Anleitung ein Hochbeet anlegen können. „Gökhan bringt auch viel Anregungen aus der Schule mit“, sagt sie. Die Auszubildenden heute lernten andere Sachen als sie selbst vor zehn Jahren. „Das hilft uns, unsere Arbeit ständig zu hinterfragen.“

900 Stunden Pflichtpraktikum vor Ausbildungsbeginn – in der Regel unvergütet

Aydemir bereut den Weg nicht, den er eingeschlagen hat. Voll motiviert und voller Freude war er vor drei Jahren, als er sich seinen Herzenswunsch, Erzieher zu werden, erfüllen konnte. Er hatte schon Erfahrung im sozialen Bereich, hatte bereits acht Jahre lang als Integrationskraft gearbeitet, mit Kindern mit Autismus und Down-Syndrom. Diese Zeit wurde ihm angerechnet, denn anders als in einigen anderen Bundesländern müssen die Quereinsteigenden, die eine fachfremde Erstausbildung haben, in Nordrhein-Westfalen 900 geleistete Praxisstunden in einer sozialen Einrichtung mitbringen, bevor sie mit der Ausbildung starten können. Für den ersten Jahrgang im Modellprogramm, der schnell gestemmt werden musste, reduzierte sich die Zeit auf 450 Stunden. „Diese Stunden sind in der Regel nicht vergütet und eine Hürde in die vergütete Ausbildung“, sagt Susanne Schmelter, Praxiskoordinatorin und Ansprechpartnerin für die Quereinsteigenden in den Einrichtungen der AWO und von FABIDO. Andererseits wüssten die Berufswechsler so jedoch, was sie in dem Beruf erwarte. Aus dem ersten Jahrgang sind noch 17 Teilnehmende dabei, neun Männer und acht Frauen. „Mit 22 Teilnehmenden hatten wir begonnen.“ Die Gründe für den Abbruch? „Einer wiederholt die Klasse, zwei haben aufgrund von Schwierigkeiten persönlicher Art abgebrochen, zwei Teilnehmenden wurden aufgrund von Fehlzeiten und beruflichen Defiziten gekündigt.“

Berücksichtigung individueller Biografien wünschenswert

Gökhan Aydemir ist dabei geblieben – trotz einiger Schwierigkeiten, die er hatte. So hatte er nicht damit gerechnet, Konflikte in der Schule zu haben. „Ich habe zum Beispiel Probleme gehabt, mich schriftlich gut auszudrücken.“ Dadurch sah er sich in einer Konkurrenzsituation mit Klassenkameraden, von denen manche schon studiert hatten. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Lehrenden unsere individuellen Biografien stärker berücksichtigt hätten.“

Nebenjob Streetworker

Neben Schule, Arbeit, vielen Hausaufgaben und einem Nebenjob ist dem 33-Jährigen in den letzten Jahren nicht viel Freizeit geblieben. „Lernen, arbeiten, mit dem Hund spazieren gehen“, sagt er, das war und ist sein Leben. Obwohl er sich für die Ausbildung entschieden hatte, weil sie vergütet ist, reichte das Geld nicht für Miete, Auto und Lebenshaltungskosten. „Ich bin alleinstehend und habe keinerlei andere finanzielle Unterstützung.“ Deswegen der Nebenjob: Einmal die Woche arbeitet er am Abend als Streetworker und in den Sommermonaten auch am Wochenende. „Ich habe früher ja verdient.“ Und jetzt müsse er mit weniger als der Hälfte des Lohns auskommen. Das hatte er unterschätzt.

Ein Erfolgsprojekt

„Ich habe die Quereinsteigenden für ihren Mut bewundert, sich aus alten Dingen zu lösen und etwas ganz Neues auszuprobieren“, sagt Susanne Schmelter, die im Laufe der vergangenen drei Jahre die Quereinsteigenden mit Rat und Tat auf ihrem Weg begleitet hat. Sie ist Ansprechpartnerin für die 58 Männer und Frauen im Alter zwischen 28 und 52 Jahren, die sie als Praxiskoordinatorin in allen drei Jahrgängen betreut. Sie arbeitet dabei eng mit ihrer Kollegin, der Schulkoordinatorin Katrin Gaiser, zusammen. Im Rahmen des Bundesmodellprogramms werden eine übergeordnete Gesamtprojektleitung sowie auf Seiten der beteiligten Kitas und Fachschulen jeweils eine Projektkoordination gefördert.

Fünftes Rad am Wagen

„Es ist ein Erfolgsprojekt“, sagt Katrin Gaiser. Rund 600 Menschen hätten sich darauf beworben, an dem Programm teilzunehmen, 68 hätten sie aufgenommen. „Einige sind ausgeschieden, zum Teil aufgrund der hohen Belastung in Schule und Praxis.“ Die Gründe kann sie nachvollziehen. „Ich hätte mir eine bessere Kooperation zwischen Schule und Praxis gewünscht“, sagt sie, einen Austausch auf Augenhöhe. „Besonders das erste Jahr war sehr holprig, gerade in der Zusammenarbeit mit der Schule“, bestätigt Ursula Hawighorst, Projektkoordinatorin bei der AWO. Sie seien mit hohen Erwartungen in die Kooperation gestartet. „Wir hatten sogar die Idee in den Lehrplan mit aufgenommen zu werden, dass die Koordinationskraft Schule auch Teile des Unterrichts übernehmen könnte als Schnittstelle zur Praxis.“ Das entsprach jedoch nicht den Förderrichtlinien.

Nachgefragt: AG als Brücke zwischen Schule und Praxisstelle

Mittlerweile habe sich das Verhältnis deutlich verbessert. „Dafür haben sich Susanne Schmelter und Katrin Gaiser eingesetzt“, sagt Hawighorst. Sie hätten unter anderem eine AG eingerichtet, die eine Brücke zwischen Schule und den Praxisstellen bildet. In diesem Rahmen kommen jetzt auch Fachkräfte aus den Praxisstellen an die Schule, gehen in den Unterricht und stellen Lernsituationen aus der Kita dar. „Sie erzählen, wie es in der Kita so läuft“, sagt Susanne Schmelter. Das Angebot komme gut an und werde mittlerweile von vielen Lehrenden nachgefragt. Schule und Kita sollten in dieser Ausbildungsform gleichwertig betrachtet werden, dieser Meinung ist Susanne Schmelter: „Natürlich ist die Schule rein rechtlich der Ausbildungsort, aber dadurch, dass die Azubis zum großen Teil in der Kita sind, ist die Gewichtung mittlerweile eine andere.“

Anfahrtswege erschwerten Gruppenarbeiten

Sie weiß auch um die Schwierigkeiten, die einige Studierende in der Schule haben: zum Beispiel viel Gruppenarbeit, die in der Freizeit stattfinden muss mit teilweise langen Anfahrtswegen. „Denn unser Einzugsgebiet ist sehr groß. Die Teilnehmenden kommen aus Dortmund, Unna, Bochum, Essen.“ Die langen Anfahrtswege zu Gruppentreffen seien eine große Zusatzbelastung für die Studierenden gewesen. Jetzt habe die Schule das Problem erkannt und darauf reagiert – mit hoffentlich positiven Auswirkungen für die Quereinsteigenden aus dem 2. und 3. Jahrgang.

Positives Feedback

„Schule und Praxisstellen nähern sich an“, sagt Ursula Hawighorst. Gute Informationswege seien die wichtigste Arbeitsbasis. Aus den Kitas käme ein durchaus positives Feedback. „Die Kitas empfinden die Quereinsteigenden als bereichernd“, bestätigt Susanne Schmelter. „Sie bekommen Mitarbeitende mit hohem Verantwortungsbewusstsein, mit Lebenserfahrung und hoher Motivation.“ Sie seien sehr zufrieden, weil sie in dem Programm Kollegen und Kolleginnen ausbilden könnten, mit denen sie später auch zusammenarbeiten würden.

Personalbindung – auch über die Ausbildung hinaus

Eine dieser Mitarbeiterinnen in spe ist Katharina Dolny, ebenfalls Quereinsteigerin der ersten Stunde. Wie ihrem Klassenkameraden Gökhan Aydemir winkt ihr bei bestandener Prüfung ein Arbeitsvertrag mit ihrem Träger. Sie wird jedoch die Kita wechseln. Die FABIDO bildet generell für alle ihre Einrichtungen aus. Sie hat eine bestimmte Anzahl an Kitas, die zurzeit in der praxisintegrierten Form ausbilden. In der Regel wechseln die fertigen Kolleginnen und Kollegen in andere Kitas, um neuem Nachwuchs, der ausgebildet werden soll, den Platz frei zu machen.

Katharina Dolny arbeitet zurzeit in einer Kindertageseinrichtung mit dem Schwerpunkt Natur und Umwelt in Dortmund. Hier hat die 41-Jährige einen Ausbildungsplatz gefunden, an dem sie sich verwirklichen kann – mit ihrer Liebe zur Natur, zur Bewegung und zur Musik. „Ich kann viele eigene Projekte mit meinen Interessen anreichern und sie mit den Kindern durchführen“, sagt sie.

Ohne Finanzierung wäre es nicht möglich gewesen

In ihrem ersten Berufsleben Köchin in einer Kita, hatte sie sich mit 38 Jahren zu einem Berufswechsel entschieden. „Ich habe immer gesehen, wie um mich herum gebastelt, gesungen, gespielt und gefördert wurde, ich fand die Arbeit abwechslungsreich.“ Als sie dann von der Möglichkeit hörte, eine berufsbegleitende, finanzierte Ausbildung zu machen, entschied sie sich für den Schritt. „Ohne Finanzierung wäre das nicht möglich gewesen,“ sagt die Mutter von drei Kindern, die mit ihrer Teilzeitstelle zum Familieneinkommen beiträgt.

Hausaufgaben, Praxisberichte und Lerneinheiten ab 20 Uhr

Nun steht sie kurz vor ihrer Prüfung und ist fast am Ende eines langen Weges „mit viel Stress und Druck“ angekommen. „Ich hatte vorher unterschätzt, was mich diese Ausbildung an Freizeit kosten würde“, sagt sie. Nach Schule und Kita wartet zu Hause die Familie. Kochen, putzen, einkaufen und selber Elternabende besuchen gehören weiterhin zu ihrem Alltag. Erst ab 20 Uhr findet sie Zeit für Hausaufgaben, Praxisberichte und Lerneinheiten. Am Wochenende trifft sie sich zudem mit ihren Mitstudierenden zu Gruppenarbeiten. „Das ist sehr zeitintensiv.“

Am Anfang war das schwierig …

Die Ausbildung war anfangs nicht nur für sie ein großer Umbruch, sondern auch für ihren Mann und ihre Söhne. Die mussten plötzlich im Haushalt mithelfen. „Am Anfang war das schwierig“, erzählt Katharina Dolny. Mittlerweile hätten sich jedoch alle mehr oder weniger mit dem neuen Tagesablauf arrangiert. „Doch allem gerecht zu werden Familie, Schule und Arbeitgeber – das war viel in den drei Jahren – und ist es immer noch.“

Mit den Jahren in das Kitageschehen reingewachsen

Die Arbeit in der Kita erlebt sie durchweg positiv, besonders jetzt im dritten Jahr mit vier Tagen in der Einrichtung. „In den ersten beiden Jahren, als ich nur zwei Tage Praxis hatte, musste ich immer wieder den Kontakt zu den Kindern neu aufbauen. Zudem war ich sehr fixiert auf die Aufgaben, die ich in der Praxis umsetzen musste.“ Sie hatte wenig Zeit, eigene Projekte individuell auszugestalten. „In diesem Jahr merke ich jedoch, dass ich in das ganze Kitageschehen reingewachsen bin und mich jetzt als ein festes Mitglied fühle.“

Rauspicken, was gefällt

Anders als ihre Kommilitone Gökhan Aydemir, der in der Kita „Lummerland“ festes Teammitglied in der „Piratengrupe“ ist, hat Katharina Dolny während ihre Ausbildung jedes Jahr in einer anderen Gruppe gearbeitet und die Erdmännchen, Wasserflöhe, Lufthexen und Feuerdrachen kennenlernen dürfen – und mit ihnen andere Kolleginnen, und neue Praxisanleiterinnen. „Ich musste mich immer wieder auf neue Situationen einstellen, fand das aber sehr positiv“, sagt sie. „Ich habe viele Arbeits- und Sichtweisen kennengelernt.“ Gerade für ihren weiteren Weg sei diese Erfahrung sehr positiv.

Gute Aussichten

„Die Quereinsteiger sind gut ausgebildet und werden nach ihrem Abschluss gute Aussichten auf einen Arbeitsplatz haben, möglichst bei einem der beteiligten Träger“, sagt Ursula Hawighorst. „Wir sind mit diesem Projekt neue Wege der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern gegangen: Praxisnah, bezahlt, gender- und erwachsenengerecht.“ Zurzeit bemüht sie sich, dass die AWO die Ausbildung in der praxisintegrierten und vergüteten Form fortsetzt. „Denn ich glaube, dass diese Ausbildungsform das Modell der Zukunft ist.“ Zum einen, weil die Verzahnung zwischen Theorie und Praxis so besser umsetzbar sei. Zum anderen weil eine Ausbildungsvergütung eine Aufwertung mit sich bringe – und das sei diesem anspruchsvollen Beruf mehr wie angemessen.

* Im Rahmen des ESF-Bundesmodellprogramms „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in den Jahren 2015 bis 2020 bundesweit Projekte aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF), die für die besondere Zielgruppe der Berufswechslerinnen und Berufswechsler erwachsenengerechte und geschlechtersensible Ausbildungsmöglichkeiten zur/zum staatlich anerkannten Erzieherin/Erzieher schaffen oder weiterentwickeln. Im Programm werden die Fachschülerinnen und Fachschüler parallel zu ihrer Ausbildung in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis in einer Kita beschäftigt und erhalten eine angemessene Vergütung.