20.12.2018

Anne Pallada, Bereichsleitung Kita

Eine sukzessive Anrechnung auf den Personalschlüssel wäre auch in Berlin gerechtfertigt.

Anne Pallada, Mittelhof e.V., Träger der Freien Sozialen Arbeit, Berlin. Copyright: Koordinationsstelle "Chance Quereinstieg/Männer in Kitas".

Woran hapert es bei der Qualität/Attraktivität der Ausbildung?

In Berlin haben wir die Situation, dass Quereinsteigende und Menschen in der berufsbegleitenden Ausbildung eine Erzieher/innenstelle besetzen, und 100 Prozent auf den Personalschlüssel angerechnet werden, und das bei einer Wochenarbeitszeit von maximal 28 Stunden. Die Frage, die mir in diesem Zusammenhang immer wieder begegnet, ist, wie sollen wir es schaffen, die Qualität und Quantität der Arbeit zu leisten, wenn wir auch noch die Menschen in der Ausbildung anleiten sollen? Da haben wir in Berlin keine schlüssigen und praktikablen Konzepte. Die Studierenden und Auszubildenden haben weder Routine in der fachpraktischen noch in der theoretischen Arbeit im Feld Kindertagesstätten. Das müssen sie lernen und das lernen sie durch die Arbeit mit den Fachkräften. Es ist ein hoher Anspruch an die qualifizierten Erzieher/innen, auch noch eine Ausbildungskompetenz zu entwickeln, um ihre eigentlich gleichgestellten Kolleg/innen mit auszubilden. Das frustriert viele, weil es dafür keine Ressourcen gibt.

Haben Sie eine Lösung?

Zum einen müssten die Träger mit mehreren Einrichtungen, in denen eine bestimmte Quote an Quereinsteigenden und Menschen in der berufsbegleitenden Ausbildung tätig ist, zusätzliche personelle Ressourcen schaffen, um diesen Ausbildungsauftrag nicht auch noch den Fachkräften aufzuerlegen, sondern das wirklich größer und prominenter in die Personalplanung miteinbeziehen. Der wichtigste Schritt ist, dass dieses Personal nicht in vollem Umfang auf den Personalschlüssel angerechnet werden darf. Sie können keine 100-prozentige Leistung erbringen und dürfen dafür auch nicht 100 Prozent der dafür vorgesehenen Fachkraftstellen besetzen. Das geht nicht!

In anderen Bundesländern wird das anders organisiert, das ist sinnvoll für alle Beteiligten. Quereinsteiger/innen zum Beispiel, die bis gestern noch Notarangestellte oder Schreiner/in waren, und in eine Einrichtung kommen, in der die Kolleg/innen sagen „Jetzt mach mal“, das aber gar nicht können, sind überfordert. Sie können noch keinen Morgenkreis oder Elterngespräche führen und sollten die Chance bekommen, das zu erlernen. Sie sind frustriert, weil sie auch Angst haben, ihren Kolleg/innen mit ihren vielen Fragen auf die Nerven zu gehen, denn sie merken ja die Überforderung. Das ist einem multiqualifizierten Team wirklich nicht zuträglich Das überfordert alle Beteiligten.

Nach ein bis zwei Jahren Routine funktioniert das besser und ich denke, eine sukzessive Anhebung der Anrechnung auf den Personalschlüssel wäre gerechtfertigt, im ersten Jahr 25 Prozent, dann 50 und im letzten Jahr 75 Prozent. Also eine Staffelung analog zu dem, was sie in Praxis und Theorie lernen. Das würde sicherlich viele Befürworter/innen finden, aber bei 100 Prozent anzufangen, halte ich für völlig falsch.