03.11.2019

Vergleichbare bundesweite Bedingungen schaffen!

Björn Köhler, GEW: „Durch die Arbeit der Koordinationsstelle wurde immer wieder deutlich, welche Blüten der Föderalismus im Bereich Kita hervorbringt.“

Foto: Koordinationsstelle Chance Quereinstieg/Männer in Kitas

Darf ich mich vorstellen?

Björn Köhler arbeitet für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Er ist Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands und leitet den Organisationsbereich Jugendhilfe und Sozialarbeit. Er studierte nach einem kurzen Ausflug in die Theologie Sozialarbeit mit Schwerpunkt Gesundheit, Behinderung und Sucht. Seit 2008 arbeitet er hauptamtlich für die GEW, von 2009 bis 2017 leitete er das Sozialpädagogische Büro des GEW-Landesverbandes Bayern.

An welches Erlebnis mit der Koordinationsstelle „Chance Quereinstieg / Männer in Kitas“ denken Sie gerne zurück?

Bei der Fachveranstaltung der Koordinationsstelle im Januar 2018 stand ich im zweiten Fachgespräch zum Thema „Anrechnung von berufsbegleitenden Fachschüler/innen auf den Personalschlüssel – Wer trägt die Kosten?“ auf dem Podium, als das Orkantief „Friederike“ sich mit Macht ankündigte. Es gab zwischendurch die kurze Ansage, dass die Bahnverbindungen wahrscheinlich im Laufe des Abends eingestellt werden. Daraufhin verließen zahlreiche Tagungsteilnehmer*innen die Veranstaltung, um noch rechtzeitig nach Hause zu kommen. Ich dachte nur: „Ähhh, ich würde nun auch gerne noch einen Zug kriegen!“ Das ging aber nicht, ich stand ja noch auf dem Podium! Im Endeffekt wurde es dann eine überteuerte Hotelübernachtung in Berlin, weil tatsächlich kein Zug mehr fuhr.

Wir haben in den letzten Jahren in den Themenfeldern vergütete Erzieher*innenausbildung, Quereinstieg in die Kita und Praxismentoring in Kontakt gestanden. Wie haben sich die Themen in den letzten Jahren entwickelt?

Wir haben es gemeinsam geschafft, dass das Thema Kitaqualität, Personalmangel und Quereinstieg im Ministerium und in der Politik überhaupt angekommen sind. Dabei war auch die fachliche Begleitung durch die Koordinationsstelle ein wichtiger Teil. Die dabei gewonnenen Informationen, der Austausch und die gemeinsame Arbeit haben uns als Gewerkschaft sehr geholfen, den Fachkräften den Rücken zu stärken.
Dabei geht die Wirkung der Koordinationsstelle weit über den Quereinstieg hinaus. Ich denke, dass die Fachkräfteoffensive und der bundesweite Einstieg in die PiA ohne die Koordinationsstelle so nicht möglich gewesen wären.

Dauerbrenner in den Ländern bleibt die Personalsituation. Hier hat die Koordinationsstelle auch mit ihrer Beratung einen wichtigen Beitrag geleistet – sowohl für Interessierte am Erzieher*innenberuf als auch für die Fachwelt. Durch die Arbeit der Koordinationsstelle wurde immer wieder deutlich, welche Blüten der Föderalismus im Bereich Kita hervorbringt. Dadurch ist sie sicher auch für die Politik unbequem – aber wichtig.

Ein weiteres Thema, welches uns noch einige Zeit begleiten wird, ist die Umsetzung des Gute-Kita-Gesetz in den Ländern.

Was braucht es künftig für die Themenfelder vergütete Erzieher*innenausbildung, Quereinstieg in die Kita und Praxismentoring?

Ich glaube, dass wir weiterhin eine Beratungsstelle brauchen, die sowohl Träger als auch Interessierte passgenau berät und mit ihnen Lösungen zum Quereinstieg entwickelt. Gerade beim Ausbau der PiA ist es notwendig, dass eine zentrale Stelle den Überblick behält und Länder und Träger unterstützt, um vergleichbare bundesweite Bedingungen zu schaffen.