21.06.2016

Macht das Geschlecht einen Unterschied?

„Wer meint, dass durch mehr männliche Fachkräfte geschlechterpädagogische Ziele erreicht wären, der irrt“. Im Gegenteil sei das ‚doing gender‘ eine Herausforderung für die Aus- und Weiterbildung aller Fachkräfte, die als (selbst)reflexiver Prozess zu gestalten ist. Zu diesem Schluss kommt Barbara Stiegler in ihrer Rezension der Tandem-Studie von Holger Brandes, Markus Andrä und anderen.

Auszug aus der Rezension:

„Wer meint, dass durch den vermehrten Einbezug von männlichen Fachkräften gleich auch ein geschlechterpädagogisches Ziel erreicht wäre, der irrt. Vielmehr führt der vermehrte Einbezug männlicher Fachkräfte zu der Schlussfolgerung, dass alle Fachkräfte sich weitaus intensiver mit geschlechterpädagogischen Fragen auseinandersetzen müssen. Das „doing gender,“ das von männlichen und weiblichen Fachkräften den Jungen und Mädchen gegenüber authentisch praktiziert wird und das sicher auch von Jungen und Mädchen eingefordert wird, darf nicht als ein natürliches Ereignis betrachtet werden, sondern muss als eine Herausforderung für die Aus- und Weiterbildung aller Fachkräfte begriffen werden. Die empirischen Ergebnisse dieser Studie liefern dazu viele gute Anregungen.

Die ausführliche Darstellung der empirischen Befunde in den Kapiteln 6 und 7 sind außerordentlich wertvoll: männlichen wie weiblichen Fachkräften in der Praxis, Ausbilder/innen und Weiterbildner/innen bieten sie eine Fülle von Anschauungsmaterial und viele Anregungen, um die notwendigen Reflexionen zum „doing gender“ anzuregen. (…) Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit, die Geschlechterpädagogik nicht dem Bauch oder der Authentizität der Person zu überlassen, sondern sie vielmehr als reflexiven und selbstreflexiven Lernprozess auch für die Fachkräfte zu organisieren. Aus den Ergebnissen ergibt sich ein wichtiger bildungspolitischer Impuls“.

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