10.03.2016

Hintergrundinfos zum Film

Was hat beispielsweise eine Vermögensberaterin dazu bewegt, ihren gut bezahlten Job aufzugeben, um in einen schlechter vergüteten Beruf zu wechseln?

Foto: Copyright: Koordinationsstelle 'Chance Quereinstieg/Männer in Kitas'.

172 Erwachsene machen zurzeit eine dreijährige Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher. Neben der schulischen Ausbildung an einer Fachschule/-akademie für Sozialpädagogik sind die Berufswechselnden sozialversicherungspflichtig bei einer Kita angestellt. Sie gehören zum ersten Jahrgang des ESF-Bundesmodellprogramms „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“. Das Besondere: Sie erhalten während ihrer Ausbildungszeit ein Gehalt. Das Arbeitgeberbrutto beträgt mindestens 1250 Euro monatlich.

13 von ihnen – darunter eine Vermögensberaterin, ein Speditionskaufmann, eine Restauratorin und ein Koch, haben an einem Filmprojekt der Koordinationsstelle „Chance Quereinstieg / Männer in Kitas“ teilgenommen, in dem sie über ihren Berufswechsel berichten – und was es für sie bedeutet, im Alter von „30 plus something“ ihr Leben komplett auf den Kopf zu stellen.

„Unvergütet wäre es mit Familie und Kind nicht zu schaffen“, sagt Anne Bohnet (32), die bis zur Elternzeit als Übersetzerin gearbeitet hat. Vermögensberaterin Jana Rißmann (40) hätte wegen vieler Verpflichtungen ohne Geld den Quereinstieg in einen neuen Beruf nicht gewagt und Speditionskaufmann Stephan Rathcke (43) sagt: „Man müsste verrückt sein, wenn man das in meinem Alter und mit meinen Verpflichtungen ohne Gehalt machen würde.“

Die Geschichten, die die Teilnehmer/innen aus Berlin, Schleswig-Holstein, NRW und Hessen in dem Filmprojekt erzählen, sind vielfältig, gemeinsam ist ihnen jedoch eins: Eine Ausbildung ohne Vergütung wäre für einige schwierig, für andere sogar unmöglich gewesen. Eine aktuelle Studie bestätigt darüber hinaus, dass sich eine vergütete Erzieher/innenausbildung positiv auf die Arbeitsmotivation und –zufriedenheit angehender Erzieher/innen auswirkt.

Wie in traditionell eher weiblich konnotierten Berufen üblich, ist sie fachschulisch organisiert und wird nicht vergütet. Das erschwert Berufswechselnden den Quereinstieg in den Erzieherberuf. Das ESF-Bundesmodellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) greift die Problematik auf, indem Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger in den Erzieherberuf eine angemessene Vergütung erhalten.

Das Filmprojekt zum Equal Pay Day

Das Filmprojekt der Koordinationsstelle „Chance Quereinstieg / Männer in Kitas“ fokussiert die unterschiedlichen Lebenswege der Teilnehmenden. Es geht unter anderem der Frage nach, was beispielsweise eine Vermögensberaterin dazu bewegt, ihren gut bezahlten Job aufzugeben, um in einen schlechter vergüteten Beruf zu wechseln.

Entstanden sind der Statement-Film „Guten Morgen Herr Tutuk“ sowie fünf Filmporträts, die zwischen dem 10. März und dem Equal Pay Day am 19. März auf der Webseite der Koordinationsstelle „Chance Quereinstieg / Männer in Kitas“ veröffentlicht werden. Eine Journalistin befragt insgesamt dreizehn angehende Erzieherinnen und Erzieher zu Themen wie „Auf Kompetenzen aufbauen“, „Raum für Gender und Vielfalt“, „lebenslanges Lernen“, „Vergütung“ oder „familienfreundliche Ausbildung“.

Die ästhetisch und künstlerisch anspruchsvoll gedrehten Porträts transportieren jedoch nicht nur die persönliche Motivation der Berufswechselnden, sondern thematisieren auch, wie Kitas von den beruflichen Erfahrungen der Quereinsteigenden profitieren.
Realisiert wurde das Filmprojekt von der Koordinationsstelle Chance Quereinstieg / Männer in Kitas in Zusammenarbeit mit der Kamerafrau Petra Rickert und der Journalistin Christine Olderdissen.

Zum ESF-Bundesmodellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“

Die dreijährige Erzieher-Ausbildung findet berufsbegleitend statt. Neben der schulischen Ausbildung an einer Fachschule/-akademie für Sozialpädagogik sind die Berufswechslerinnen und -wechsler sozialversicherungspflichtig bei einer Kita angestellt. Das Programm wird mit rund 34 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Die Vergütung der Fachschülerinnen und Fachschüler wird durch das BMFSFJ durch einen Zuschuss gefördert. Dadurch soll das lebenslange berufliche Lernen ohne Erwerbsunterbrechungen ermöglicht werden. Insgesamt neun Fachschulklassen wurden in Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein eingerichtet. In den kommenden zwei Jahren sollen weitere Klassen ihre Ausbildung starten, sodass bis zum Ende des Modellprogramms im Jahr 2020 drei Jahrgänge die Ausbildung durchlaufen haben werden.