03.11.2019

Null Toleranz für Sackgassenberufe

Elke Alsago, Fachpolitische Gewerkschaftssekretärin Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit, ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, fordert eine den hohen fachlichen Anforderungen entsprechende Ausbildung.

Foto: privat.

An welches Erlebnis mit der Koordinationsstelle „Chance Quereinstieg / Männer in Kitas“ denken Sie gerne zurück?

Besonders in Erinnerung ist mir die Veranstaltung in der Kalkscheune im Herbst 2018 geblieben und zwar die Diskussion um die/den „Erzieher*in für 0 bis 10 Jahre“. Es hat mich schockiert, wie selbstverständlich über die Einführung von „Sackgassen-Berufen“ gesprochen und diese über die Mangelsituation legitimiert wird.

Wir haben in den letzten Jahren u.a. in den Themenfeldern vergütete Erzieher*innenausbildung und Quereinstieg in die Kita in Kontakt gestanden. Wie haben sich die Themen in den letzten Jahren entwickelt?

Das Thema „Erzieher*innenausbildung“ ist inzwischen in der Politik angekommen. Dies hat vor allem mit dem Fachkräftemangel in den Kitas und in der Kinder- und Jugendhilfe zu tun. Doch auch immer noch besteht Aufklärungsbedarf darüber, dass eine Vergütung und ein Ausbildungsvertrag nicht selbstverständlich sind. Nur ca. 7 % aller Fachschüler*innen bekommen eine Vergütung. Die wenigsten haben einen Status als Auszubildende.

In der Politik wird oft davon ausgegangen, dass dieser Bereich genauso organisiert ist wie das duale Ausbildungssystem. Hier besteht Informationsbedarf, um in den Landespolitiken und der Bundespolitik die Relevanz der Thematik zu verdeutlichen und für verbesserte Ausbildungsbedingungen und Rechte der Auszubildenden zu kämpfen.  

Was braucht es künftig für die Themenfelder vergütete Erzieher*innenausbildung und Quereinstieg in die Kita?

Statt auf den Fachkräftebedarf mit einer Verbesserung der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu reagieren, lockern die Länder die Vorgaben für das Personal in Kitas, installieren Anlern-Kurse und entwickeln Ausbildungen, die den fachlichen Ansprüchen nicht gerecht werden und deren Absolvent*innen keine Entlastung für das bisherige, gut ausgebildete Personal darstellen. Es ist zu befürchten, dass es zu weiteren Abwanderungsbewegungen der Fachkräfte aus dem Arbeitsfeld Kita kommen wird.

Daher ist es dringend notwendig, die Arbeitsbedingungen in den Kitas zu verbessern. Kleinere Gruppen, Vor- und Nachbereitungszeiten müssen Standard werden. 

Außerdem muss die Ausbildung zur Erzieher*in attraktiver werden und den hohen fachlichen Anforderungen entsprechen. Länderspezifische Kleinlösungen darf es nicht mehr geben! Es ist an der Zeit die Ausbildung bei Erhalt bzw. Steigerung des derzeitigen Qualifikationsniveaus transparent und deutschlandweit mit den gleichen Standards weiterzuentwickeln. 

Bund, Länder, Kommunen sowie freie und private Kita-Träger müssen ihrer Verantwortung für die Ausbildung von fachlichem Nachwuchs für die Kitas und die gesamte Soziale Arbeit gerecht werden. Dazu muss das gesamte Ausbildungssystem in den Blick genommen werden, d.h. auch die Ausbildung von Lehrer*innen für die Berufsfach- und Fachschulen und der Hochschulen sowie die Umschulung von Kolleg*innen aus anderen Branchen durch die Bundesagentur für Arbeit.