04.12.2017

„Warum beispielsweise nicht auch ein Bundesprogramm, in dem finanzielle Mittel zur Entlastung der Träger bereitgestellt werden?“

Frank Jansen ist Geschäftsführer des KTK-Bundesverbandes (Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder). Er hatte anfangs Zweifel, ob Träger bereit sind, das Gehalt für die Auszubildenden von monatlich knapp 800 Euro zu zahlen.

Foto: privat.

Welche Rolle spielt in Ihrem Tätigkeitsfeld die berufsbegleitende/praxisintegrierte, vergütete Erzieher/innenausbildung?

Innerhalb unseres Verbandes mit knapp 8 000 katholischen Kindertageseinrichtungen spielt das Thema Fachkräftebedarf eine große Rolle. Viele unserer Kitas stehen heute vor der Frage, ob sie ihr Angebot aufgrund fehlender Fachkräfte überhaupt aufrechterhalten können. Die praxisintegrierte Ausbildung bewerten wir als einen erfolgsversprechenden Schritt, mehr Menschen für den Beruf der Erzieherin beziehungsweise des Erziehers zu gewinnen. Für viele ist die vergütete Ausbildung eine attraktive Perspektive. Aus diesem Grund setzen wir darauf, dass sich diese Ausbildungsform bundesweit etabliert.

Es gibt aber auch einen weiteren Grund, der aus unserer Sicht für die praxisintegrierte Ausbildung spricht. Nicht zu unterschätzen ist die Überzeugung, dass ein Lernen auf Vorrat wenig bringt. Erworbenes Wissen an der Schule direkt in der Praxis umsetzen und erproben zu können, darin liegt ein weiterer Vorteil dieses Ausbildungsmodells.   

Welche guten Ansätze aber auch Schwierigkeiten sehen Sie bei der aktuellen berufsbegleitenden/praxisintegrierten, vergüteten Erzieher/innenausbildung in den einzelnen Bundesländern?

Im Detail kenne ich nur die praxisintegrierte Ausbildung in Baden-Württemberg, die auch bei den Trägern von Kindertageseinrichtungen auf ein hohes Interesse stößt. Anfänglich hatte ich so meine Zweifel, ob Träger tatsächlich bereit oder in der Lage sind, das Gehalt für die Auszubildenden von monatlich knapp 800 Euro aufzubringen. Die Tatsache, dass dies immer mehr Träger tun, ist Ausdruck einer professionellen und zukunftsorientierten Personalstrategie. Wünschenswert ist, dass unsere Träger dabei durch mehr öffentliche Mittel unterstützt werden. Warum beispielsweise nicht auch ein Bundesprogramm, in dem finanzielle Mittel zur Entlastung der Träger bereitgestellt werden. 

Wie sehen aus Ihrer Sicht die wesentlichen Eckpunkte einer zukunftsfähigen, qualitätsvollen und professionellen berufsbegleitenden/praxisintegrierten, vergüteten Erzieher/innenausbildung aus?

Durch die praxisintegrierte Ausbildung wächst die Bedeutung von Kindertageseinrichtungen als Lernort. Damit verbunden kommt auf die pädagogischen Fachkräfte in Kitas aber auch eine erweiterte Aufgabe zu. Anders ausgedrückt: Die Auszubildenden müssen angemessen unterstützt und begleitet werden, und dazu brauchen Kitas neben hierfür notwendigen Qualifikationen auch zeitliche Ressourcen. Darin sehe ich zwei wichtige Eckpunkte.  

Welche Bedeutung wird Ihrer Meinung nach die berufsbegleitende/praxisintegrierte, vergütete Erzieher/innenausbildung in zehn Jahren haben?

In zehn Jahren hat sich dieses Ausbildungsmodell bundesweit etabliert und ist nicht mehr wegzudenken.