20.12.2018

Dr. Ines Tessmann, Lehrerin und Fachberaterin

Das Qualifikationsprofil ist ein starkes Instrument, das für die Fachschulen gilt. DQR 4 ist für uns nicht diskutabel.

Dr. Ines Tessmann, Lehrerin am Oberstufenzentrum Teltow-Fläming in Luckenwalde (Brandenburg), Fachberaterin für die Fachschulen Sozialpädagogik im Land Brandenburg, Vorstandsmitglied der BöfAE. Copyright: Koordinationsstelle "Chance Quereinstieg/Männer in Kitas".

Was haben Sie aus dem Fachgespräch, zu verschiedenen Modellen der Erzieher/innenausbildung in den Bundesländern, mitgenommen?

Ich bin entsetzt über die Diskussion, die gerade von der Vertreterin aus Mecklenburg-Vorpommern geführt wurde: „endlich die Erzieher*innenausbildung weiterzuentwickeln“ verleugnet geradezu die Veränderungen in dieser Ausbildung seit 2011. Auf der Grundlage des dort verabschiedeten kompetenzorientierten Qualifikationsprofils haben Vertreter fast aller Bundesländer einen länderübergreifenden Lehrplan entwickelt. In einer länderoffenen Arbeitsgruppe erarbeiten wir momentan Materialien zur Implementierung des o. g. Qualifikationsprofils. Mecklenburg-Vorpommern ist leider in keiner Arbeitsgruppe vertreten. Und sich jetzt hinzustellen und zu sagen, die Ausbildung soll verändert werden, da kann ich sagen, dass die Entwicklung nicht in Mecklenburg-Vorpommern angekommen ist. Ich frage mich, ob unsere Arbeit seit 2011 dort überhaupt wahrgenommen, geschweige denn umgesetzt wurde.

Was ist in den letzten Jahren passiert?

Wir haben zwei Lernorte. Es ist nicht so, dass die Fachschule alles alleine für Praxis vorbereitet. Wir sind auf den Lernort Praxis angewiesen und es ist mittlerweile eine ganze andere Lernortverzahnung möglich. Wir brauchen gute Praxis genauso wie wir gute Fachschulen brauchen. Und wir brauchen eine Kommunikation untereinander, wie die berufliche Handlungskompetenz an beiden Lernorten entwickelt werden kann.  Wenn Frau Dr. Antje Draheim sagt, da sei in den letzten Jahren nichts passiert, dann muss ich sagen, haben wir hier umsonst gesessen und gearbeitet. Ich kann verstehen, dass sie ihren Blick auf Mecklenburg-Vorpommern richtet, aber im letzten Satz zu sagen, sie will, dass sich die Ausbildung an der Fachschule ändert, war für uns wie ein Schlag ins Gesicht für unsere bisherige Arbeit. Das Qualifikationsprofil ist ein starkes Instrument, das für alle Fachschulen gilt. Und nochmals: DQR4 ist für uns nicht diskutabel.
Zu sagen, ich unterrichte in verschiedenen Bildungsgängen und vermittle die gleichen Inhalte, stimmt so nicht. Wenn ich eine kompetente Lehrerin oder ein kompetenter Lehrer bin, dann unterrichte ich in der Fachschule anders, also mit anderen komplexen Lernsituationen als in der Berufsfachschule, denn ich habe ja ein ganz anderes Ausbildungsziel. Ich bin zwar der gleiche Mensch, habe aber meinen Unterricht entsprechend anzupassen. Und der Unterricht sieht an der Fachschule nun mal anders aus als an der Berufsfachschule oder in einem berufsvorbereitenden Bildungsgang. Das ist das, was mich richtig aufgeregt hat.