Erzieherin ist ihr Traumberuf
Seit drei Jahren lebt Mariela Ninova-Stamenova mit ihrem jetzt 14-jährigen Sohn in Deutschland. Sie ist aus Bulgarien ausgewandert. Dort hatte sie sich nach einem Ingenieurstudium in Chemie mit einer Baufirma selbstständig gemacht. In ihrer Firma mit zehn Angestellten hat sie in den letzten zehn Jahre als Managerin gearbeitet. Jetzt macht sie die Ausbildung zur Erzieherin im Rahmen des ESF-Bundesmodellprogramms „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ * bei der Klax gGmbH in Berlin.
Wie kam es, dass Sie mit Ihrer Vorgeschichte, eine Ausbildung zur Erzieherin begonnen haben?
Ich wollte schon immer als Erzieherin arbeiten. Das ist mein Traumberuf. Aber nachdem ich mein Abitur in Mathe und Chemie gemacht hatte, lag es erst mal auf der Hand, Chemie zu studieren. Nur als Ingenieurin Arbeit zu finden, war nicht so einfach. Deshalb hatte ich mich mit einer Baufirma selbstständig gemacht.
Als Managerin hatte ich viel Verantwortung und Stress, aber es hat mich auch gelangweilt. Der Baubereich war einfach nicht meine Nische. Ich interessiere mich schon immer für Pädagogik und Philosophie, habe schon viele Bücher dazu gelesen. Nebenbei habe ich 30 Jahre lang in einem bulgarischen Ensemble getanzt. Zudem male und fotografiere ich sehr gerne.
In Berlin wurde mir während eines Deutschkurses empfohlen, ein Praktikum in einer Kita zu machen. Am Ende des Praktikums sagte die Kita-Leiterin zu mir: „Du musst unbedingt eine Ausbildung zur Erzieherin machen.“ Und für mich war klar, ich liebe Kinder, ich will in diesem Bereich arbeiten.
Sie kommen aus einem Berufsfeld, in dem vor allem Männer arbeiten. Wie ist es jetzt in einem Beruf zu arbeiten, in dem sich die Teams vorwiegend aus Frauen zusammensetzen?
Ich habe immer gerne mit Männern zusammengearbeitet. Es ist toll, dass Männer hier die Möglichkeit haben, Erzieher zu werden. In Bulgarien gibt es das gar nicht. Es sollten viel mehr Männer in Kitas arbeiten. Ich finde es sehr wichtig, dass sowohl Frauen als auch Männer für die Kinder da sind.
Die Ausbildung wird vergütet. Hätten Sie sich auch eine rein schulische Ausbildung ohne Gehalt vorstellen können?
Ohne Gehalt wäre es für mich sehr kompliziert gewesen. Ich habe einen 14-jährigen Sohn und wohne mit ihm alleine. Arbeiten und Geld verdienen in der Kombination mit Lernen ist für mich viel besser. So ist der finanzielle Rahmen wenigstens gesichert. Trotzdem stoße ich auf Schwierigkeiten. Parallel zu lernen und zu arbeiten finde ich schwer. Ich lerne morgens sehr früh zu Hause oder dann in der S-Bahn. Abends brauche ich Zeit für meine Familie. Wegen meiner Deutschkenntnisse muss ich viel mehr lernen als meine Kolleginnen und Kollegen. Es ist schwer, aber ich glaube, dass ich das schaffen werde. Ich kämpfe. Und ich freue mich darauf, irgendwann eine gute und kompetente Erzieherin zu sein.
Vielen Dank für das Interview!
*Bundesmodellprogramm | Informationen zum Bundesmodellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“