Die Rahmenbedingungen der Ausbildung müssen neu gedacht werden!
Dürfen wie uns vorstellen?
Ulla Steuber ist seit Anfang 2017 Fachschulkoordination im Projekt Quereinstieg bei der Procedo Berlin GmbH.
Urte Unrasch ist als Projektleitung seit Ende 2015 für die Gesamtkoordination des Projekts Quereinstieg bei der Procedo Berlin GmbH zuständig.
Marc Brandt hat im August 2019 die Funktion der Praxiskoordination von Sonja Wolfrum übernommen (siehe Bild).
An welches Erlebnis mit der Koordinationsstelle „Chance Quereinstieg / Männer in Kitas“ denken Sie gerne zurück?
Zunächst möchten wir betonen, dass wir die Vertreter*innen der Koordinationsstelle als DIE kompetenten Expert*innen und Berater*innen bei fachlichen Krisen im Rahmen des Bundesmodellprogramms wahrgenommen haben. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle für all die Unterstützung und Begleitung bedanken. Wir erinnern zudem einige sehr erkenntnisreiche und spaßbringende Arbeitskreise/Veranstaltungen zu den Querschnittszielen des Projekts, die immer damit verbunden waren, einen kleinen aber feinen Einblick in die Vielfalt der Projektstandorte gewinnen zu können.
Viel Freude hat uns auch die Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle rund um den bundesweiten Aktionstag „Klischeefreie Vielfalt in Kitas“ gemacht. Und auf verschiedenen Ebenen kamen in unserem Haus durch den Aktionstag einige Steinchen ins Rollen. Und das ist gut so!
Wir haben in den letzten Jahren im Rahmen des ESF-Bundesmodellprogramms „Quereinstieg - Männer und Frauen in Kitas“ zusammengearbeitet, u.a. um die Ausbildung modellhaft geschlechtersensibler und erwachsenengerechter zu gestalten. Wie hat sich das Themenfeld in den letzten Jahren entwickelt?
Wir erinnern, dass insbesondere Gendersensibilität in den ersten drei Jahren Schwerpunktthema des Projekts war. Zu Beginn ging es zunächst im gemeinsamen bundesweiten Austausch um die Erarbeitung eines grundlegenden Verständnisses bzgl. gendersensibler Pädagogik. Hier haben sich Fortbildungen und Workshops als sehr hilfreich dargestellt. An unserem Standort ist einiges passiert: Wir haben den Ausbildungsplan grundlegend überarbeitet, Workshops für Studierende und Mentor*innen konzipiert und durchgeführt und sind nun dabei, in Zusammenarbeit mit der Schulleitung und nach einem ausführlichen Austausch mit den Lernfeldteams der Pro Inklusio Fachschule für Sozialpädagogik, die curriculare Implementierung der vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung zu optimieren. Das in den Blick nehmen konkreter Unterrichtsbeispiele zum Thema Gendersensibilität hat uns u.a. ermöglicht, im Rahmen des Aktionstags „Klischeefreie Vielfalt“ u.a. einen Filmspot zum Thema gendersensible Kinderbücher im Unterricht von Carolin Hoolachan zu drehen.
An unserem Standort konnten wir als Koordinator*innen des Projekts Quereinstieg als Impulsgeber*innen für eine stärkere Berücksichtigung des Genderthemas wirken. Hier war uns die Rückkoppelung und der Austausch im Netzwerk immer wieder eine große Bereicherung und wichtige Ressource, um neue Wege oder auch Umwege zu denken.
Was braucht es künftig für einen (u.a. geschlechtersensiblen, erwachsenengerechten) Quereinstieg in die Ausbildung zum / zur Erzieher*in?
Wir sind der Meinung, dass insbesondere die Rahmenbedingungen der Ausbildung neu gedacht werden müssen. Neben der Entwicklung eines grundlegenden Verständnisses als Ausbildungsort und einer Abschaffung der 100%-igen Anrechnung auf den Personalkostenschlüssel muss es Qualitätsstandards für verpflichtende Mentor*innen-Schulungen geben sowie am Lernort Praxis ausreichend Raum und Zeit für Anleitungstätigkeit.
Im Rahmen eines Runden Tisches für eine erwachsengerechte Ausbildung haben wir uns an unserem Standort mit allen an der Ausbildung Beteiligten ausführlich Gedanken zu diesen Fragen gemacht und Empfehlungen für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der berufsbegleitenden Erzieher*in-Ausbildung verschriftlicht, die wir gemeinsam mit den Kooperationspartnern der Pro Inklusio Fachschule für Sozialpädagogik an die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie adressiert haben.
Das im Rahmen unserer Abschlussveranstaltung des Runden Tisches entstandene Grafic Recording ist hier einzusehen. Unserer Meinung nach ist hier vieles von dem, was es für eine insbesondere erwachsenengerechte Ausbildung braucht, abgebildet.
Gleichzeitig müssen wir alle ebenso den Blick nach innen richten. Wie sind unsere Lernmaterialien gestaltet? Wo ist es z.B. möglich, Sprachbarrieren abzubauen? Mit welcher Haltung begegnen wir den Quereinsteigenden? Wie gestalten wir Unterricht am Lernort Schule? Wie die Reflexionsgespräche am Lernort Praxis? Was braucht es, um Menschen mit heterogenen Bildungs- und Berufsbiografien und relativ gefestigten Haltungen in der Ausbildungszeit gut zu begleiten? Als Fachschule erarbeiten wir hierzu aktuell eine Selbstverpflichtung, die auch das Thema der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt berücksichtigt. Dies ist ein spannender Prozess.